„Medjugorje ist zu einem prophetischen Ort geworden“ Priester & Journalist Mijo Gabric

 

Priester und Journalist Mijo Gabric über seine Erlebnisse in Medjugorje

 

Der Priester Mijo Gabric verfasste im Sommer 1981 den ersten großen Bericht über die Ereignisse von Medjugorje in Glas Koncila, der auflagenstärksten katholischen Wochenzeitschrift im damaligen Jugoslawien. Zu seinen Interviews mit den Sehern lud er Diözesanbischof Pavao Zanic aus Mostar ein, der anschließend überzeugt war, dass die Seher die Wahrheit sagen.

Über seine Erlebnisse in Medjugorje berichtet der Priester und Journalist Mijo Gabric in diesem Beitrag.

 

Es sind schon 34 Jahre vergangen, seitdem Jugendliche aus Medjugorje die Öffentlichkeit mit ihrem Zeugnis, die Gospa zu sehen, erschütterten. Ich war der Erste, der darüber ausführlich im Jahr 1981 berichtete. An manche Einzelheiten kann ich mich heute nicht mehr so genau erinnern, aber einige Fakten, die mir für das historische Verständnis von Medjugorje als sehr wichtig erscheinen, sind mir in ganz klarer Erinnerung geblieben.

Im Jahr 1969 wurde ich in der Diözese Zagreb zum Priester geweiht. Als Journalist war ich damals für die katholische Wochenzeitschrift Glas Koncila (Stimme des Konzils) tätig. Da ich ein Auto fahren konnte, war ich unter den Journalisten und Fotografen der flexibelste und ständig im Einsatz.

Zu Sommerbeginn 1981 erreichte unsere Redaktion ein Anruf von P. Ferdo Vlasic, einem Redakteur der Franziskanerzeitschrift Nasa ognjista (Unsere Feuerstelle) mit der Nachricht, dass in Medjugorje große Aufregung wegen einiger Kinder herrsche, die behaupten, die Gottesmutter zu sehen. Mein damaliger Chef, Zivko Kustic, rief mich zu sich und sagte: „Du, Kleiner, fahre gleich nach Medjugorje!“ Der Pfarrer von Medjugorje war zu dieser Zeit P. Jozo Zovko, ein Freund von mir. In den 70er Jahren hatte er als Pfarrer von Cerin in der Nähe von Medjugorje eine landesweite Katechismus-Olympiade mit seinen Schülern in Zagreb gewonnen, die ich mitorganisiert hatte. P. Jozo und seine Schüler erhielten als Siegespreis eine Reise zu Papst Paul VI. nach Rom, auf der ich sie begleiten durfte.

In der Zeit, als die Erscheinungen begannen, war P. Jozo mit Glaubensseminaren im ganzen Land im Einsatz. Er hätte sicher keine Zeit und kein Interesse für eine neue geistliche Bewegung gehabt. Seine Glaubensseminare waren sehr gefragt und immer ausgebucht.

Als man hörte, dass die Kinder die Gottesmutter gesehen hätten, gab es sofort zwei völlig unterschiedliche Reaktionen darauf. Einerseits strömte das fromme Volk in die Kirche von Medjugorje und auf den Erscheinungsberg, den Ort, an dem die Kinder die Erscheinung gesehen hatten. Sie wollten die Kinder sehen, mit ihnen beten und sie berühren. Andererseits reagierte die kommunistische Partei sehr aggressiv. Die Kinder berichteten, dass ihnen die Gottesmutter Geheimnisse anvertraut hätte, und im Volk interpretierte man das unter anderem als Fall des Kommunismus. Die Polizei und die Parteiagenten überfielen gleichsam die Priester, Seher und deren Familien. Sie entführten die Seher an unbekannte Orte und quälten sie psychisch, um sie einzuschüchtern. Wie viel Angst die Kommunisten hatten, sieht man am besten am Schauprozess, den sie gegen P. Jozo Zovko, P. Jozo Krizic und P. Ferdo Vlasic veranstaltet hatten. Alle drei wurden zu hohen Gefängnisstrafen verurteilt, die sie im Gefängnis in Zenica, dem damals gefürchtetsten Gefängnis für politische Gefangene, abbüßen mussten. Ich war bei diesen Gerichtsverhandlungen dabei, weiß aber nicht, ob jemand die Protokolle von diesem beschämenden politischen Prozess jemals veröffentlicht hat.

Als ich zum ersten Mal in Medjugorje ankam, meldete ich mich bei P. Jozo. Er schaute mich erstaunt an und fragte mich, ob ich den Dummheiten der Kinder glaube. Ich antwortete ihm, dass ich mir als Journalist und Theologe persönlich ein Bild machen möchte, und sagte zu ihm: „Wenn das, was die Kinder behaupten, die Atheisten und Kommunisten, die einen sehr guten Instinkt dafür haben, was ihnen gefährlich werden kann, beunruhigt, dann sehe ich in den Behauptungen der Kinder den Finger Gottes.“ P. Jozo lächelte und sagte: „Gut, vielleicht hast du Recht. Ich lasse die Kinder in Ruhe, und die Sache wird sich von selbst herauskristallisieren.“ Ich antwortete ihm, dass ich gerne mit den Kindern reden würde. P. Jozo sagte mir, dass ich warten solle, denn am Abend kämen die Kinder in die Sakristei, um dort die Erscheinung zu haben. P. Jozo wollte die Kinder vor der Neugierde der Menschen schützen und die Situation beruhigen. Am Abend kamen dann Vicka, Marija und Ivan, Jakov und Ivanka in die Sakristei. Mirjana war schon nach Sarajevo abgereist. Sie alle machten auf mich einen ganz normalen Eindruck. Wir lernten uns schnell kennen und scherzten auch. Dann gingen wir in die Sakristei. Dort warteten schon einige Klosterschwestern, Franziskaner und Laien. Gemeinsam beteten wir den Rosenkranz. Die Kinder beteten vor. Auf einmal hörten sie auf zu beten, so, als hätte jemand auf einem Aufnahmegerät die Stopptaste gedrückt. Ihre Augen wurden gläsern und sie schauten unbeweglich in dieselbe Richtung, nach oben. Das dauerte eine halbe Stunde oder vielleicht auch zwei Minuten – ich kann das nicht sagen. Dann floss das Rosenkranzgebet weiter, als hätte jemand auf die Playtaste gedrückt. Ich fotografierte sie auch während der Erscheinung. Danach redeten wir kurz zusammen und machten Termine für den nächsten Tag aus, um Gespräche zu führen.

Am Abend fuhr ich zu Bischof Pavao Zanic nach Mostar, bei dem ich übernachtete. Am nächsten Morgen reisten wir gemeinsam nach Medjugorje und redeten mit den Sehern, mit jedem Seher extra, damit wir sie bei eventuellen Widersprüchen ertappten. Es gab aber keine. Die Kinder beschrieben uns, wie die Gottesmutter aussah und worüber sie mit ihr redeten. Das waren ganz einfache Gespräche. Ich nahm alles auf Tonband auf. Danach fuhren der Bischof und ich gemeinsam zurück nach Mostar. Gleich nachdem wir uns ins Auto gesetzt hatten, sagte der Bischof unter dem Eindruck der Seher wörtlich: „Die Kinder lügen nicht.“ Das veröffentlichte ich in Glas Koncila, zusammen mit einer längeren Reportage. Es war der erste große Bericht über die die Erscheinungen in Medjugorje.

Eine Woche später fuhr ich mit einer professionellen Fotoausrüstung nach Medjugorje. Ich nahm die Seher während der Erscheinung mit einer sehr starken Beleuchtung auf. In ihre Augen strahlten 4*800 Wattsekunden Licht aus einer Entfernung von zwei Metern. Das ist ein derartig stark blendendes Licht, bei dem das menschliche Auge nichts mehr zu sehen vermag. Während der Erscheinung fotografierte ich absichtlich mit Blitz und beobachtete die Augen der Seher. Keiner von ihnen reagierte mit den Augenlidern. Nach der Erscheinung wiederholte ich diesen Versuch während des Rosenkranzgebetes, und jedes Mal reagierten sie mit einem Lidschlag.

Zur gleichen Zeit, als von kommunistischer Seite die Verfolgungen begannen, musste sich die Pfarre um eine Entlüftung für die oft übervolle Kirche kümmern. Und weil niemand es im Ort wagte, dort zu arbeiten, baten mich die Franziskaner, jemanden aus Zagreb für diese Arbeit zu suchen. Ich holte einen intellektuellen Ingenieur und bekannten Agnostiker, dem niemand eine Verbreitung von Glaubenspropaganda unterstellen konnte. Mit seiner Ausrüstung fuhr er nach Medjugorje. In diesen Tagen behaupteten viele Einheimische, sie hätten gesehen, wie das Kreuz auf dem Kreuzberg um sich rotierte. Die Kommunisten machten sich auf die Suche nach einer mechanischen Vorrichtung unter dem Kreuz, die das verursachen würde. Eines Tage kam der Ingenieur zu mir und sagte: „Herr Mischko, ich habe gesehen, dass es sich dreht.“ Ich fragte ihn: „Was dreht sich?“ „Das Kreuz auf dem Kreuzberg.“ Ich antwortete ihm: „Mein lieber Herr, Sie sind ein intellektueller Agnostiker und spielen noch dazu Klavier. Wie können Sie sagen, dass sich das Kreuz dreht?“ Er gab mir zur Antwort: „Ich behaupte nicht, dass sich das Kreuz physisch dreht. Aber ich sage, dass ich gesehen habe, dass es sich dreht“, stammelte der Agnostiker.

Bei Bruno Skalen, jenem Mann, der die erste Ansichtskarte von Medjugorje gedruckt hatte, wurden die Abfallcontainer für sein Arbeitsmaterial täglich von kommunistischen Agenten durchsucht. Alles wurde genau analysiert, um herauszufinden, welche gefährlichen Pläne die Franziskaner schmiedeten.

Am Anfang kamen auch viele Neugierige nach Medjugorje; aber dann immer mehr fromme Pilger und Menschen mit schweren Krankheiten und Leiden. Eines Tages nahm ich einen betagten und sehr misstrauischen Monsignore nach Medjugorje mit. Wir gingen auf den Erscheinungsberg. Er begann sich zu beklagen, weshalb ich ihn da hinauf schleppe. Als wir oben ankamen, setzte er sich auf einen Stein und rührte sich zwei Stunden lang nicht mehr. Danach sagte er: „Hier spürt man etwas anderes. Es ist so, als ob ich an diesem Ort dem Himmel näher wäre.“

Ich erinnere mich an die Pfarrkirche mitten in den Weingärten. Im Sommer `81 reiften die Trauben bis ganz nahe zum Altar. Auch denke ich an die kleinen Steinhäuser, die voll waren mit Tabakblättern, die auf Schnüren gefädelt zum Trocknen aufgehängt waren. Ich erinnere mich an den bekannten Popsänger Tomislav Ivcic, der mir seine ersten Aufnahmen von Liedern über Medjugorje brachte.

Heute gibt es keine Weingärten in der Nähe des Altares mehr, keine Tabakfelder und keinen Tomislav Ivcic unter den Lebenden. Aber es gibt Medjugorje als Ziel von Pilgern aus der ganzen Welt und als Ort der Spiritualität. Dieses Medjugorje der Gospa wird für Jahrhunderte bleiben.

Meine persönliche Meinung

  1. Als wir davon hörten, dass eines der Geheimnisse den eventuellen Fall des Kommunismus betreffe, lachten wir. Der Vatikan sandte in dieser Zeit Kardinal Casarolli nach Belgrad, damit er diplomatische Beziehungen mit China und Russland aufbaue. Wir alle dachten, dass man sich den kommunistischen Gegebenheiten anpassen soll. Während wir also über die Idee vom Fall des Kommunismus lachten, glaubten die Kommunisten daran und verfolgten die Seher, sie schikanierten die Pilger und die Hersteller von Medjugorje-Bildchen und -Ansichtskarten.
  1. Ständig wiederholten die Kinder: „Die Gospa hat gesagt, wenn ihr euch nicht bekehrt, steht euch eine große Katastrophe bevor.“ Wir dachten alle, dass das ein Erdbeben, ein fallender Meteorit oder eine Überschwemmung sein könnte. Niemand ahnte die große Tragödie des Bürgerkrieges in Bosnien und Herzegowina, der beinahe 100.000 Menschenleben und gleich viele Verletzte und Trauernde forderte.
  1. Es gibt Menschen, die Medjugorje den Vorwurf machen: „Welche Gospa ist das, die sich jahrelang meldet, während sie in Fatima und Lourdes nur einige Male erschien?“ Ich frage: Wer von uns Menschen sollte der Gospa vorschreiben, wie oft sie erscheinen soll oder wie sie den Sehern begegnen soll? Ob die Gospa erscheint, können wir nicht beweisen. Aber die Seher sagen, dass sie die Gospa sehen, das ist Tatsache. Was hier ontologisch geschieht, wo sich die Gospa befindet, ob das nun die Gottesmutter oder eine Suggestion ist, ob Gott Vater solche Möglichkeiten der Wahrnehmungen in das Wesen des Menschen eingepflanzt hat, wie Ekstase und Wundertätigkeit von heiligen Menschen geschieht, all diese Antworten werden wir einmal im Jenseits erfahren.
  1. Persönlich bin ich davon überzeugt und ich habe dafür auch klare Indizien, dass der Grund, warum Bischof Pavao Zanic seine positive Meinung über die Seher und die Erscheinungen von Medjugorje ins Negative verändert hat, der kommunistische Geheimdienst war, der sich in den bestehenden Konflikt zwischen Franziskanern und Bischof eingemischt hat und auf beiden Seiten falsche Informationen verbreitet hat. Dafür habe ich Zeugen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob sie noch leben. Man müsste in der Dokumentation des jugoslawischen Geheimdienstes nachforschen, um diese Theorie endgültig zu bestätigen.
  1. Ich bin überzeugt, dass es in Medjugorje mehr Gott und mehr Himmel gibt als anderswo. In Medjugorje wurden viele Menschen körperlich geheilt, aber viel mehr noch wurden geistig geheilt, mehr als in einem Exerzitienhaus oder in einem teuren Sanatorium. Medjugorje ist zu einem prophetischen Ort geworden, trotz der Schwächen der Gläubigen, der Patres, der Priester und auch der Bischöfe.